»Das reflexive Potenzial von Beratung verstärkt den Sinn, sich selbst zu hinterfragen. Ebendiese hilft auch dabei, nicht vorschnell zu urteilen und genauer zu prüfen, ob nicht in erster Linie Handlungskontexte und äußere Einflüsse für das Auftreten eines Menschen wirkmächtig sein können.« — Daniel K. W. Trepsdorf
[…] Interessanterweise wird die Annäherung an Begriffspaare
wie interkulturelle Lebenswelten und transkulturelle
Ausdrucksformen nicht ausschließlich
durch Klischees von »Exotik« und »Fremdheit« bestimmt.
Deutlich wird dies in einem erhellenden taz-
Interview mit der Professorin Naika Foroutan (2018), ihres Zeichens Direktorin des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM). Sie entwirft die These, dass die Erlebnisse, die Menschen in den neuen Bundesländern nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und andere Zuwanderungsgruppen gemacht haben, einander durchaus in wesentlichen Aspekten ähneln.
Als beratender Supervisor und Coach, der mit einer Reihe ostdeutscher und westdeutscher Teams arbeitet, kann ich dies aus meiner fachlichen Erfahrung intuitiv bestätigen. – Themen wie Heimatverlust, Identitätssuche, Angst vor gesellschaftlicher wie ökonomischer Marginalisierung, vergangene Sehnsuchtsorte, soziale Entwurzelung, Fremdheitsgefühle, Zukunftsbefürchtungen und Diskriminierungserfahrungen beschäftigen sowohl die ostdeutsche Mentalität als auch die Gedanken- und Alltagswelt gegenwärtiger Migrant/innen in besonderem Maße.
Naika Foroutan dazu im Interview: »Ostdeutsche sind irgendwie auch Migranten: Migranten haben ihr Land verlassen, Ostdeutsche wurden von ihrem Land verlassen. Das setzt ähnliche Prozesse in Gang, beispielsweise die Verschönerung der Erinnerung.«
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Grafik: Daniel Trepsdorf, unter freundl. Verwendungvon Material unter CCL www.kisspng.com, Vgl. Jürgen Bolten, Interkulturelle Kompetenz, Erfurt 2007.
unten: ILLUSTRATION „Cultural Handshake — Was verstehen wir unter Kultur?“ Marcel Kohler aus dem JOURNAL SUPERVISION 4/2018